Sizilien 2008-2009
Über Weihnachten und Silvester mit dem Kleinbus nach Sizilien!
Siena – Monte Argentario – Rom – Rivello – Tropea – Ätna – Catania – Valle dei Templi – Stagnone – Pizzuteddu – Corleone – Marsala – Erice – Mozia – Segesta – Cefalú - Sperlinga
Über Weihnachten und Silvester mit dem Kleinbus nach Sizilien!
Wir entschieden uns für den Landweg durch ganz Italien. Ab Genua kann man natürlich auch mit der Fähre bis Palermo fahren. Aber dann lässt man auch so einiges links liegen. Und das wollten wir natürlich nicht.
Ab Leipzig sind es knappe 2200 km bis zur Straße von Messina. Unser Weg führte uns zunächst über den Brenner, an Modena vorbei auf die A1 Richtung Rom. Bei Florenz (Firenze ) haben wir die vom Navi empfohlene Route verlassen, um uns Siena anzuschauen. Allein für den Anblick des Piazza del Campo, auf dem übrigens Szenen des Films „JAMES BOND Ein Quantum Trost" gedreht wurden, lohnt sich dieser Abstecher. Den Dom, der einmal die größte Kirche der Christenheit werden sollte, viele weitere Kirchen, enge Gassen und wunderschöne Plätze gibt es noch dazu. Siena ist zweifellos eine der schönsten Städte in der Toscana.
Über die E78 verließen wir am Abend Siena in Richtung Süden. Ab Grosseto ging es auf der SS1 (Via Aurelia) weiter zum Monte Argentario. Die SS1 bietet gegenüber der A1 auf dem Weg nach Rom den Vorteil, mautfrei zu sein. Der Monte Argentario ist ein Berg im Meer. Man kann ihn umrunden. Die asphaltierte Straße, die ohnehin immer schmaler und schlechter wird, endet allerdings bevor man die Halbinsel umfahren hat. Weiter geht es dann nur noch auf einem abenteuerlichen Schotterweg im Schritttempo (wenn du deinen Bus liebst). Wir haben diesen verlassenen Teil der Halbinsel genutzt, um die Nacht zu verbringen. Am nächsten Morgen ging es dann über Porto Ercole wieder zurück zur SS1 und weiter bis Rom.
Rom, die ewige Stadt. Da wir uns nur einen Tag für Rom reserviert hatten, haben wir die Stadtbesichtigung auf das Wesentliche reduziert: Antikes Rom, Kolosseum und Petersdom. In genau dieser Reihenfolge haben wir uns auf die Sehenswürdigkeiten gestürzt. Bis eine Stunde vor Sonnenuntergang ist im Antiken Rom Einlass. Anscheinend wir dann nochmal zu Gunsten der Mitarbeiter gerundet. Bis 15 Uhr sollte man zu dieser Jahreszeit drinnen sein. Wenn man später auch das Kolosseum anschauen will, lohnt es sich, ein entsprechendes Ticket zu kaufen. Mit knapp 10€ ist man dabei.
Dann ging es am Denkmal Vittorio Emanueles II vorbei in Richtung Vatikan. So gegen 14 Uhr waren wir auf der Via della Conciliazione zwischen Engelsburg und Petersdom. Hier haben wir auch gleich geparkt. 2€ pro Stunde in die Parkuhr, so wie wahrscheinlich in ganz Rom, und ab zum Petersdom. Nachdem wir durch den Dom geschlappt waren, haben wir mehr durch Zufall den Aufgang zur Kuppel gefunden. Für 8€ pro Person darf man hinauf. Der Sonnenuntergang über der Stadt rundete unseren kurzen Aufenthalt wunderbar ab.
Nachdem wir uns über 2 Stunden im Stadtverkehr Roms angestellt hatten, haben wir irgendwann die A1 in Richtung Neapel erreicht. Nach einer Nacht an der Piste ging es am Morgen ohne anzuhalten an der nächsten Metropole vorbei auf die A3, die wir bei Lagonegro wieder verließen um zur SS18 am Meer zu gelangen. Das Bergörtchen Rivello liegt hier auf dem Weg zum Meer und ist das Abbiegen wert. Das Wetter an der Küste war dann fabelhaft. 20 Grad, durchweg Sonne und nur wenig Wind am 21.12. des Jahres. Für uns war Sommer, für Italiener Wattejackenwetter. Die SS18 erwies sich als sonnige Alternative für die A3.
Am späten Nachmittag erreichten wir dann Tropea. Die Küstenfelsen sind beeindruckend bebaut und man könnte denken, dass aus einem weggebrochenem Wohnzimmer, das in die Tiefe abstürzte, einfach der neue Balkon geworden ist. Von hier aus sieht man auch sehr gut den Vulkan Stromboli im Tyrrhenischem Meer. Nach Wein, Pecorino und anderen italienischen Spezialitäten entschieden wir uns noch, bis zur Fähre nach Sizilien zu fahren. Die Überfahrt in der Nacht dauerte eine gute halbe Stunde und kostet für einen Transporter das doppelte eines PKWs (gute 40€). Die Fähren fahren ca. alle 30 min ab. Lang warten mussten wir nicht.
In Messina spucken die Fähren dann halbstündlich hunderte von Autos aus. Dank eines Umzuges in der Stadt konnten die aber nicht weg. Chaos! Genau so hatten wir uns das vorgestellt. Jetzt brauchten wir dringend einen Schlafplatz und fanden diesen auch südlich von Messina. Am nächsten Morgen ging es nach Taormina. Hier wollten wir uns eigentlich das griechische Theater anschauen. Doch daraus wurde mangels geeignetem Parkplatz leider nichts. Es gibt zwar ein Parkhaus unter der Stadt, doch mit einem Fiat Ducato mit Surfbrettern auf dem Dach ! Unmöglich ! Nach der nervigen Parkplatzsuche wollten wir so weit wie möglich den Ätna rauf. Nach gefühlten tausend Kurven erreichten wir den Crateri Silvestri auf über 1900 Metern. Dank des hervorragenden Wetters bot sich uns eine Weitsicht ohne Gleichen. Wir verbrachten den Rest des Tages, warm eingepackt in Snowboardhose und Winterjacke, in unseren Stühlen sitzend, 2000 Meter über dem Meer.
Am Abend fuhren wir den Berg wieder ein Stück hinunter und suchten uns einen Schlafplatz über Catania.
Catania wirkt vor allem durch sein blaues Vulkangestein. Der Dom mit Piazza, die anliegenden Gebäude; alles scheint damit gebaut. Wir fanden uns plötzlich auf dem Fischmarkt wieder. Palare, Palare...... ein Durcheinander und dazu Fischgeruch. Was die Sizilianer nicht alles essen!! Wir verließen die Stadt nach drei Kirchen ( empfehlenswert davon die San Nicolo ), dem Fischmarkt und vielen Gassen. Dabei drehten wir eine Ehrenrunde durch die Stadt. Einmal falsch abgebogen, gibt es bei etlichen Einbahnstraßen oft keine andere Möglichkeit. An einigen Stellen wurde es zudem wirklich sehr eng. Mit einem Wohnmobil sollte man definitiv nicht ins Zentrum fahren!
Weil wir zum Windsurfen bald in den westlichen Teil der Insel wollten, setzten wir unseren Weg in Richtung Agrigento über Gela fort und ließen den südöstlichen Teil völlig aus. Bei Gela fanden wir direkt am Meer eine Wiese und übernachteten dort. Im Gegensatz zu Sardinien sind die Strände Siziliens mehr bebaut und man sucht länger für eine geeignete Stelle zum übernachten. Am nächsten Morgen ging es mit Schwung durch riesige Pfützen und Schlamm auf einer selbst gewählten Abkürzung wieder zur S115 und nach Agrigento. Vor der Stadt liegt das Valle dei Templi, das wir bei Sonne und über 20°C erkundeten. Wir schossen unendlich viele Fotos, genossen das Wetter und nach 2 Stunden hatten wir genug, ohne alles gesehen zu haben. Die Anlage ist wirklich riesig.
Noch vor dem Mittag rollten wir weiter nach Westen. Wir erkundeten einige Surfspots zwischen Selinunte und Marsala und landeten zu guter Letzt an der Lagune von Stagnone. Hier wollten wir auf Wind warten , da die Bedingungen für einen Surfaufsteiger hier ideal sind. Heilig Abend standen wir an der Lagune , schlürften Cappu, aßen unseren mitgebrachten Weihnachtsstollen und ließen unseren Hund frei ums Auto streunen. Dabei machte er ein paar Bekanntschaften und 4-5 Hunde waren ab dann immer zusätzlich um uns herum. Offensichtlich wurden sie bei den nahen Ferienwohnungen von Touris gefüttert. Nach einiger Zeit stellte sich heraus, dass alle Urlauber entweder Kiter oder Surfer waren. Die meisten waren sogar aus Deutschland. Später schlug noch ein Wohnmobil auf, deren Bewohner uns 10 Tage lang lecker bekochten, wenn wir dafür genügend Wein mitbrachten.
Die folgenden Tage verbrachten wir meist gemeinsam mit unseren neuen Freunden und wechselten mehrmals von der Lagune zum Wavespot Puzziteddu und zurück. Die Windausbeute war dabei leider eher mäßig. Puzziteddu wurde von etlichen italienischen Wohnmobilen belagert, die offensichtlich auch alle dort nächtigten. Wir stellten uns ein paar Nächte dazu. Puzziteddu bietet einem die Möglichkeit ausgedehnter Strandspaziergänge. Da auch hier wilde Hunde immer im gebührenden Abstand die Wohnmobile belagerten und auf Essensreste warteten, gingen wir immer mit einem ganzen Rudel Hunde am Strand spazieren. Unser Hund Piper fand es toll. In einigen Buchten drückt die Strömung und der Wind neben Holz vor allem Plastik an den Strand. Im Winter scheint das aber hier niemanden zu kümmern, so dass es sich in manchen Felsspalten regelrecht türmt.
Zum Glück gibt es im Westen Siziliens noch einige Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Selinunte, eine weitere antike Grabungsstätte, besuchten wir nicht, da wir genügend Tempel im Valle die Templi gesehen hatten. Uns reizte ein Ausflug in das Innere der Insel. Wir holten die Karte raus und fanden: CORLEONE! Da müssen wir hin! Der Weg war wie immer das Ziel und wir ließen die Landschaft auf uns wirken. Wälder gibt es weit und breit keine. Dafür Bodenerosion ohne Ende. Es empfiehlt sich stets langsam und äußerst aufmerksam zu fahren, da die Straßen längs und quer aufreißen, absacken und danach einfach wieder überteert werden, so dass manche Bodenwellen erst spät zu erkennen sind. Corleone selber war dann ein weiterer, durch Bauruinen seiner Romantik beraubter Ort. Im Gegensatz zur stark und wild bebauten Küstenregion liegen die Orte in Mitten der Insel aber weiter auseinander und oft hat man nur Acker und Weiden um sich und kann die Ruhe und Abgeschiedenheit genießen.
Marsala ist ebenfalls einen Ausflug wert. Die Kirche ist von innen und außen ein Schmuckstück. Es gibt schöne Gässchen und Restaurants, die in der Nacht natürlich alle noch schöner aussehen. Zwischen Weihnachten und Silvester gehen die Sizilianer gerne Essen und man ist nie allein. Ganz im Gegenteil, es könnte schwer werden, einen Tisch zu bekommen.
Unweit von Trapani ( hier ist auch der Flughafen, den man ansteuern sollte, wenn man zum Kiten und Surfen nach Sizilien möchte) ist die mittelalterliche Stadt Erice. Erice liegt auf einem ca. 700 Meter hohen Berg und da oben zieht es gewaltig. Erst recht bei nur 10°C. Die Gassen und Plätze sind im Winter menschenleer. Wir genossen es.
Wegen der einzigartigen Lage Erices auf einem Berg, ließen sich von hier wunderbare Landschaftsaufnahmen machen, bevor wir zurück zur Lagune fuhren.
Am selben Tag liehen wir uns mit unseren Wohnmobilfreunden noch einen Wassertreter und ein Kanu an einem ehemaligen Zeltplatz an der Lagune aus und schipperten zu einer Insel. Hier liegt der Ausgrabungsort Mozia. Da wir ja außerplanmäßig im kleinen Hafen zu Mozia anlegten und der Tag auch schon sehr fortgeschritten war, erkundeten wir das Museum und die kleine Insel, ohne auch nur einer anderen Person zu begegnen.
Nach gut zwei Wochen brachen wir vom westlichen Teil der Insel in Richtung Heimat auf. Segesta lag für uns auf dem Weg. Bei schmuddeligem Wetter bestaunten wir den nie fertig gebauten Tempel und das griechische Theater. Der Tempel liegt im Tal und ist von der Kasse aus zu Fuß in 5 Minuten zu erreichen. Im Gegensatz zu den Tempeln im Valle die Templi kann man hier die Tempel anfassen, weil kein Zaun den Zugang stört. Das Theater und die Reste der antiken Stadt erreicht man dann nach einer 5 minütigen Busfahrt. Am Abend fuhren wir noch ein Stück in Richtung Cefalu. Palermo ließen wir bewusst aus, obwohl es sich laut Reiseführer wirklich gelohnt hätte. Wir hatten aber zu viel Angst, dass uns jemand den Bus während der Abwesenheit ausräumt.
Cefalu ist wunderschön und schon bei der Anfahrt über die Küstenstraße wirkt die Stadt beeindruckend. Einen Parkplatz fanden wir kurz vor dem Zentrum und waren nach ein paar Schritten gleich mitten im mittelalterlichen Stadtkern. Vor dem Dom schlürften wir Cappu und genossen die warme Sonne. An den Bänken der Uferpromenade kamen wir später auch nicht vorbei. Einfach mal nur rumsitzen kann auch sehr schön sein.
Später brachen wir in die Berge nach Sperlinga auf. Vorbei an dem malerischen Ort Gangi gelangt man nach vielen Serpentinen und immer wieder neuen Ausblicken zu dem kleinen Ort über dem eine Burg thront. Die wollten wir uns noch anschauen und hatten Glück, dass wir noch hinein durften. Denn eigentlich war eine Stunde vor Sonnenuntergang schon lange vorbei. In der Anlage fanden wir eine Führung, die wegen uns dann auch in Englisch von statten ging. Irgendwie war alles sehr herzlich, der Führer freute sich, dass zu dieser Jahreszeit überhaupt jemand zu SEINER Burg fand und nahm sich ausgiebig Zeit. Nach der Burgbesichtigung irrten wir noch durch das Dorf. Neben der Burg gibt es hier dutzende in den Fels gehauene Wohnungen. An einer Bar fragten wir nach einem Restaurant. Alle anwesenden etwas älteren Herren wollten uns gleichzeitig irgend etwas mit Händen und Füßen erklären. Sehr amüsant. Zum Glück kann Angie etwas italienisch. Wir folgten den Beschreibungen und fanden tatsächlich ein Fischrestaurant. Neben dem Wirt und seiner Frau waren nur noch deren Familie anwesend. Nicht lange und wir gehörten mit dazu, tranken Wein und erzählten mit den Leuten bis spät in die Nacht.
Nach Sperlinga kam im Grunde nichts Bewegendes mehr. Während der Überfahrt fing es an zu regnen. Auf dem Festland goss es dann wie aus Eimern. Das änderte sich in ganz Italien nicht mehr. Erst als wir wieder über den Brenner fuhren, hörte es auf, genauso wie unser Urlaub....